Heimat Los
Abbaugebiete: Borschemich
Eigentlich wollte ich den Ort in dem ich meinen Mann kennen und lieben gelernt hatte nicht sooo wiedersehen. Aber dann kam mir die Idee diese absichtlich herbeigeführte Vergänglichkeit festzuhalten in Fotos und Skizzen. Es tat weh, weil Vieles von dem schon weg war, an dem meine Erinnerungen hingen. So war das damals neu eröffnete Studio von Boss Raumgestaltung, in dem ich mein Praktikum gemacht habe, nur noch ein Schotterplatz. Die Burg , die Kirche, das moderne Wohnhaus von Boss, die Kneipe von Johanna in der wir uns trafen, alles weg. Noch erkennt man Borschemich, aber bald wird auch das nicht mehr sein, so wie es schon in den anderen Dörfern war. Bald wird es so aussehen, als hätte hier nie was gestanden.
Auf einen ganz anderen Platz wurde das Dorf umgesiedelt. Die Menschen haben sich ein neues Zuhause gebaut, mitten auf dem Feld. Ein paar Bäumchen sind gepflanzt, aber es wird Jahrzehnte wenn nicht mehr brauchen bis man wieder eine gewachsene Landschaft hat. Weg sind die Plätze der Erinnerungen: die Überschwemmung von 1977, als das Wasser kniehoch auf der Hauptstrasse stand, der Holzgeruch, das Kreischen der Säge in der Schreinerwerkstatt, die alte Linde, der Mittelpunkt des Dorfes, die vielen Glashäuser der Gärtnereien.
Es boten sich uns Bilder wie diese, zum Teil mutwillig zerstört, zum Teil verfallen aber im Glanze der Sonne ein unglaublich anziehendes Bild. Lost Places, im wahrsten Sinne des Wortes. Jemand hat sich in der Scheune mit einem riesigen Graffiti eines Frauenkopfes verewigt………..nein, ewig ist vorbei, es ist eine zeitlich sehr begrenzte Sache, denn der riesige Bagger steht schon vor der Tür. Wieder ein Dorf dem Strom geopfert, so wie die Heimat der Menschen, die dort lebten.
Bina August 2016